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Trotz beträchtlicher Aufgeregtheit hat man den Begriff Populismus bisher kaum überzeugend definiert. Der nüchtern urteilende Ralf Dahrendorf erklärte, vielleicht seien Populisten nur vom Programm her missliebige Konkurrenten der Macht. Nicolaus Fest schrieb: “Demokratie braucht Populismus”, und Peter Graf von Kielmannsegg nannte Populisten die Quintessenz der Demokratie. Botho Strauß hingegen bezeichnete sie als “ungeschminkte Demokraten”.
Gegenwärtig ist Populismus ein Instrument der politischen Ausgrenzung, zumal der Linkspopulismus längst Kern der medial propagierten Herrschaftsfolklore geworden ist. Haben wir es überhaupt mit einem substantiellen Begriff zu tun oder nur mit einer Stigmatisierungswaffe, die sich insbesondere gegen die Alternative für Deutschland richtet. Stimmen, die Populismus für einen wichtigen Terminus zur Charakterisierung des derzeitigen Zustandes unserer Demokratie halten, sollte man allerdings nicht ignorieren.
Über den Autor
Prof. Dr. Günter Scholdt: Germanist und Historiker. Bis zu seinem Ruhestand 2011 Leiter des Saarbrücker “Literaturarchivs Saar-Lor-Lux-Elsass”. Wichtigste Veröffentichungen: “Autoren über Hitler”; Literarische Musterung: Warum wir Kohlhaas, Don Quichotte und andere Klassiker neu lesen müssen” und “Anatomie einer Denunzianten-Republik”
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